Der Fahrlehrer Alfred Fust hat für die Innenstadt eine Tempo-30-Zone gefordert und die CDU brachte dies nun als Antrag ein. Dieser Artikel wird deutlich machen, warum eine Tempo-30-Zone unverantwortlich ist und sogar gefährlich sein wird.

Ein Kommentar von Niko Gernitz.

Eine Ausweisung der Tempo-30-Zone für die Lüdinghauser Innenstadt würde sich wie folgt darstellen: An den Eingängen zu unserer Innenstadt würden die Hinweisschilder mit „Zone 30“ aufgestellt werden und im gesamten Innenstadtgebiet gelte dann eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h. Piktogramme würden an einigen Stellen an diese Geschwindigkeitsbegrenzung erinnern. Viele Verkehrsschilder könnten in der Innenstadt entfallen und den Schilderwald lichten. Dies ist der wesentliche Vorteil dieser Variante.

Kommen wir nun zu den Nachteilen, die im populären Wahlkampfgetöse vergessen worden sind:

Nachteil 1: Zweck? Es gelten bereits fast überall 30 km/h als Maximalgeschwindkeit. Das ausgewiesene Gebiet für eine Tempo-30-Zone hat bereits heute auf einem Großteil der Fläche eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer. Betrachten Sie dazu die Borg, die Steverstraße, die Blaufärbergasse usw. Eine tatsächliche Entschleunigung der Verkehrsbewegungen bleibt also ohnehin aus. Stattdessen hat man die Kosten zur Einrichtung dieser Tempo-30-Zone aufgewandt, ohne einen messbaren Mehrwert zu erzielen.

Nachteil 2: Unsicher! In Tempo-30-Zonen entfallen Fußgängerüberwege und Fußgängerampeln. Der größte Nachteil ist dieser. Innerhalb einer Tempo-30-Zone gilt zunächst einmal immer rechts-vor-links. Die gewöhnliche Verkehrsführung durch die Innenstadt würde aufgehoben und die Autofahrer müssten öfter anhalten und Vorfahrt gewähren. Dies gilt dann auch an Stellen, an denen es bisher nicht sinnvoll erschien. Der größere Knackpunkt dürfte aber das Aufheben der Lichtsignalanlagen sein. Die StVO sieht nämlich grundsätzlich vor, dass es in einer Tempo-30-Zone keine Fußgängerampeln mehr gibt. Ergo: Es entfiele die Ampel am Ostwall neben der Ostwall-Grundschule. Für die Schulwegsicherung eine starke Verschlechterung. Auch Zebrastreifen und Fußgängerüberwege entfallen. Das verschlechtert auch die Querungssituation an der Borg.

Nachteil 3: Schlecht für Radfahrende! Schwerwiegend ist es zudem, dass in einer Tempo-30-Zone keine Radwege ausgezeichnet werden dürfen. Genauso gibt es keine Möglichkeit mehr, Fahrradstraßen umsetzen. Da die CDU hat damit beantragt, dass die Steverstraße keine Fahrradzone oder Fahrradstraße werden kann, obwohl sie für letzteres seit neustem wirbt. In diesem Fall kann man tatsächlich Zweifel an der verkehrspolitischen Kompetenz haben, da hier zwei Anträge in ganz unterschiedliche verkehrsplanerische Richtungen abzielen. Die Tempo-30-Zone würde nämlich die Vorrangstellung des PKW- und LKW-Verkehrs über dem Radverkehr in der Innenstadt festsetzen. Wir als SPD fordern jedoch eine deutlich fußgänger- und fahrradfreundlichere Verkehrspolitik für unsere Innenstadt, die dann mehr Besucher/innen lockt und die Schulwege sicherer macht.

Nachteil 4: Unübersichtlich! Die Zone gilt auf einem viel zu großen Gebiet. Tatsächlich würde die Tempo-30-Zone auf einem sehr großen Gebiet vorherrschen. Es muss daher darauf vertraut werden, dass Kraftfahrzeugfahrer/innen dauerhaft daran denken, dass sie sich noch in diesem Verkehrsbereich befinden.

Herr Fust ist ein ehrenwerter, angesehener Fahrlehrer und hat mit seinem Vorschlag sicherlich eine Verbesserung der Verkehrssituation in unserer Innenstadt bezweckt. Jedoch sprechen unsere Verkehrsplaner aus der Fraktion dem Projekt ein Überwiegen der Vorteile ab. Aus guten Gründen! Der Antrag liegt zur Prüfung bei der zuständigen Verkehrsbehörde.

Die Tempo-30-Zone ist nur ein populäres Wahlkampfgetöse, damit die Entscheidungsträger der vergangenen Jahre nicht zugeben müssen, ohne Konzept zu sein.


Wir fordern (Verkehrspolitik für die Innenstadt):

    – besucherfreundliche Gestaltung der Borg mit weniger Durchfahrtsverkehr
    – eine Fahrradzone für die westliche Innenstadt im Bereich der Steverstraße
    – mehr Fahrradabstellanlagen für die Innenstadt
    – ein echtes Parkraumkonzept für die Innenstadt, welches auch ein Parkleitsystem integriert
    – eine bessere Radwege-Anbindung hin zur Innenstadt
    – eine bauliche Verknüpfung des alten und neuen Zentrums (Markt bis Kino)
    – Vorfahrt für Fußgänger und Radfahrende am Ostwall neben der Grundschule